Helfe tragen

Meine kleinen Puppen stapeln Steine.
Mit leuchtenden Augen erzählen sie dabei von der Stadt der Tiere,
mit einem Hafen, wo die Elefanten Vogelhäuser verladen
und die Ameisen den Verkehr regeln.

Dort gibt es auch schöne Läden
mit Glasperlen auf Pferdedecken ausgebreitet.
Und am Abend schlafen sie darauf
bedeckt nur mit Fasanenfedern.

Sie schlafen und wachsen
in Schaufenster hinein und Autos,
die sie ganz ausfüllen,

jede allein mit sich, mobilem Internet
und einem Koffer voller Basalt.
Morgen komme ich und helfe tragen.

13 Kommentare
  1. oh, noch zum basalt – ja, das ist wirklich faszinierend.
    wunderbar hier eingesetzt als metapher, meine ich.
    (ich lebe in einer gegend, in der dieses gestein häufig vorkommt, und ihre bewohner nennen sich scherzhaft „basaltköppe“ ;))
    lg, diana

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      • lach, ja. es lebe der westerwald 😉
        ich mag diese gegend, sehr. bin aber zugezogen (freiwillig!), stamme ursprünglich aus dem ruhrgebiet.
        lg von diana

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  2. Liebe Bruni,
    schön, dass du das Licht in meinen Worten findest. Nur schade, dass ich von dir keine Blogeinträge lesen kann. Die gibt’s doch, oder?
    Herzlich(s)t
    Björg

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  3. Die kleinen fantasievollen Puppen wachsen ins Erwachsenenleben und somit in alltägliche Schaufenster und Autowünsche hinein. Es passt alles vorzüglich.
    Deine Erläuterung darüber, was Basalt wirklich ist, hat mich um einiges schlauer gemacht.
    Ich wußte es bisher nicht *g*.

    So dunkel finde ich Deine Worte gar nicht. Sie gefallen mir in ihrer lyrischen Verborgenheit, lieber Björg

    LG von Bruni

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  4. Lakritze sagte:

    Och Mensch. Genauso wie der Hilfsträger denke ich am Ende: ist es denn wirklich immer so? Muß es so sein? Und wenn es so sein muß, dann wird es vielleicht besser, wenn wenigstens einer tragen hilft?
    Gerade habe ich nach einem alten Schulkameraden gesucht; einer von denen, wo man schon damals gesagt hat, aus dem wird bestimmt mal was. Das Netz weiß es: er ist Gaukler geworden; jongliert auf Festen und lehrt Kinder Akrobatik.

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    • Danke für das Mitempfinden!

      Nein muss wohl nicht so sein. Außerdem sind wir, bin ich ja noch nicht angekommen. Und: Ist der finstere Basalt nicht mit seinen ebenen Bruchkanten ein wunderbar von den Gestaltungskräftensprechendes Mineral?
      Ich nehme den Gaukler als Hinweis, dass es auch leichter geht und mit weniger Ernst.

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      • Lakritze sagte:

        Basalt ist erstarrte Lava. Und macht ausgezeichnete Sockel, doch. Außerdem: ewig kleine Puppe, das wäre nichts.
        (Aber Autos und Schaufenster, verdammt –!)

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      • Ich habe Ihr „verdammt“ ein bisschen auch auf mich bezogen, der so stumpfe Bilder wie Autos und Schaufenster für Wert befindet, in ein Gedicht Eingang zu finden und womöglich auch noch romantische Emfindungen mit dem Bergbau verbindet. Nein, meine Faszination für die Schätze der Tiefe hält sich in historischen Grenzen. Aber was ich neulich von Frido Röhrs beim Besuch seines Bildhauerateliers über Basalt erfuhr, lohnt ein paar Gedanken: Basalt ist keine Lava, sondern ein bei seinem Aufsteigen aus dem Erdmantel langsam erkaltetes Tiefengestein. Die typischen Basaltsäulen mit ihrem geometischen Grundriss, erklärte er mir, seien nicht durch kristalline Prozesse entstanden, sondern durch die Volumenverringerung beim Abkühlen der inzwischen erstarrten Masse. Ich sollte es mir vorstellen wie die Risse in einem ausgetrockneten Schlammloch. Und hier verdichtete sich für mich die Vorstellung von Basalt mit der Verschiebung der Klimazonen:
        Für mich ist Basalt ein Bild, dass die Brücke schlägt zwischen dem Gewicht der auf künftige Generationen übertragenen Verantwortung (die nebenbei in Autos und „showcases“ hineinwachsen, statt in neue ressourcenschonende Lebensformen) und dem Versuch, an den exponiertesten Stellen Küstenschutz zu betreiben. Denn hierfür eignen sich die Basaltsäulen ganz hervorragend, indem sie beim Bau der Böschungen wieder fast wie in ihrem ursprünglichen Verband miteinander verkeilt werden.
        Soviel hierzu als kinderloser Geselle, der doch etwas weitergeben möchte,
        mit LG
        Björg

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    • Lakritze sagte:

      Ach, nein, so wollte ich das aber nicht aufgefaßt wissen.

      Wenn ich das so lese — Veränderung des flüssigen Gesteins durch Erstarrung, und eben die beiden Aspekte: Starrheit auf der einen und Festigkeit, Sicherheit auf der anderen Seite — ich denke, da sind meine Assoziationen beim Lesen des Gedichtes ziemlich genau Ihren Wegmarken gefolgt.

      Noch einmal: die Kinder im phantasiebegabten Naturzustand (Federn und Pferdedecken, Glasperlen — geradezu unschuldige Wilde) werden über Nacht zu Erwachsenen, mit Gepäck, mit Verantwortung, und das ist schwer, aber eben auch: selbständig. Daß sie in eine Konsumgesellschaft hineinwachsen, ist dabei vielleicht das einzig Traurige.

      Diese zwiespältigen Gefühle von Stolz und von Bedauern, transportiert für mich das Bild vom Basalt. Loslassen und Resignieren. Die Vögelchen werden flügge und machen ihr eigenes Ding, ob einem das paßt oder nicht.

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  5. sehr anrührend und fantasievoll, lieber björg,
    führst du den leser bis zum schluss, wo das ich bzw. der leser selbst in dieses „puppenspiel“ tritt.
    gefällt mir sehr!
    liebe grüße,
    diana

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