Osterbotschaft eines Treibhausboots
Die Leere ist überall stets ein und dieselbe.
Ich trete schwankend in sie ein, sie füllt mich gnädig aus
und der eiserne Kollege im Fluss weit unter der Elbe
gibt mir Auftrieb, gerade genug, um das Chaos,
meine Überraschungseier, erst mal an Bord zu behalten,
bis die Larven schlüpfen, und mit meinem blauen Brief
voller Brechreiz nur den Drehwurm zu entlassen, den alten.
Nun kreiselt der Bote samt Warnung auf einem Hölzchen tief
in dem Spalt zwischen Bordwand und Kai.
Bleibt gelassen, kündet sein winziges Horn
ganz unerhört golden am Faulturm vorbei,
alles geht noch, bis morgen ist nichts verloren.
Doch ohne Kurswechsel, ohne großes Geschrei
verstreichen sie gerade, die letzten Horen.
Guten Morgen Björg,
ohne jede Bewegung auf dem Rücken treiben, das Ich – Schiff davonsegeln lassen, in den eigenen Unmöglichkeitsraum eintauchen, ein Traum, oder doch kein Traum?
Der Atem strömt, tönt in das Blech des Instruments, ergibt sich in den Ton, manifestiert sich im Raum der begrenzten Möglichkeiten, immer wieder, immer wieder ein letztes Mal der Genuss des Absurden.
Einen schönen Tag wünscht dir
Hanna
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Viellen Dank liebe Hanna,
es freut mich sehr, dass du dich mit dem Text weiter auseinandersetzt. Was Unmöglich ist, wird uns ja in Sätzen gesagt, Ich setze ein paar Verse dagegen. Selbst das logisch Unmögliche, ja gerade das, ist so ein Kandidat, den ich gerne etwas ausspielen möchte, nicht als Karte, sondern als Gegenspieler – auch wenn es sonst vielleicht wenig zu lachen gibt.
Herzliche Grüße Björg
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Gerade erneut gelesen und wieder fasziniert verweilt – einfach ein starker Text, vom ersten Wort an!
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Stop, möglicherweise ist die Leere doch immer gleich, der Mensch interpretiert sie nur immer anders.
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Der Text ist zum lauten Lesen da, mit verschiedenen Tempi, und nun stell dir vor, Schiff zu sein mit seltsamen Exozoa an Bord, dazu da, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Wabern ja, vielleicht besser noch Rollen, wie ein letzter Rest Seekrankheit, der dir an Land das Gefühl gibt, der feste Boden sei in Bewegung. Na, ich freue mich sehr dass du dich mit dem Text auseinandersetzt. Ein Schlüssel vielleicht noch: Ich lerne Trompete und ich liebe es, ohne jede Bewegung auf dem Rücken in der See zu treiben. LG Björg
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Ach, noch eines: Die These zur Leere, ist nicht empirischer Art. Die hier angedeutete absolute Leere ist etwas Unsinniges, die paradoxe Vorstellung der Abwesenheit alles Vorstellbaren. Hängt also sehr von der Vorstellungskraft ab, was als leer gedacht wird. Das lyrische Ich-Schiff ist hier aber selbst etwas Unmögliches, das, wenn es existiert, ex falso, beliebiges möglich macht. Vielleicht deshalb nicht zu viel interpretieren, sondern einfach in den eigenen Unmöglichkeitsraum tauchen und das Absurde genießen.
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Vorsichtiges Herantasten scheint mir hier angesagt. Eine Fülle von losen Enden
wollen zusammengefügt werde, Oder vielleicht auch nicht?
Eine Fülle von Eindrücken, denen ich mich als Leserin geschlagen geben muß.
Entscheide ich mich mit einem Axelzucken zum Abwenden von diesem Text, mache mir die
Mühe, hineinzuinterpretieren oder gebe ich mich einfach dem Klang, dem Duft, dem „Wabern“
im Nebel hin?
Ich bin noch nicht entschieden.
Auf jeden Fall teile ich nicht die Ansicht, dass Leere immer gleich ist.
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