Poetischer Ü50berfall

Kein Sterbenswörtchen, na klar. Aber umsonst gequält. Schon morgen hört keiner mehr zu. Wenn ihr euch nicht aufmacht und frei heraus jetzt alles ausspuckt, ist es zu spät. Stellt euch auf eure porösen Stelzen, Altersarme aller Länder, Faltentintlinge, Bischofsmützen, Leistenbeißer, und verspritzt euer Gift. Ich spreche euch frei, frei von jeglicher Unschuld. Schultert euer Bündel und nehmt es mit in unser neues Zuhause, Hausbesetzer am Tor zur letzten Adresse. Egal, ob der Mull fusselt, raus mit der Wahrheit, solange die Zunge noch Halt hat. Ihr wisst ja, wie der Zahn der Zeit wackelt. Horcht auf das Singen der geleerten Spatenblätter nach dem Abflug der Asche eurer Vorgänger. Zu spät ist es für generationengerechtes Bauen. Bekennt euch zu euren Wünschen, Beziehungstäter, zu eurem Treiben unter der Brücke. Euer Unwesen hebelt die Gruft auf. Aus der Spalte quillt das Grauen ins gleißende Licht der neuen Herrlichkeit. Ich hebe euch dennoch auf das Schild, Bürger, und bitte euch, legt ab, entledigt euch eurer Beschönigungen. Und dann ran ans verbale Schmuckkästchen. Denn dies ist ein poetischer Überfall. Lasst fallen die Maske, die euch gewachsen ist. Keiner kann gehen, außer der Primel, die auf der Stelle eingeht. Immerhin: Eingang werdet ihr finden – in die Annalen, Plaudertäschchen von Format. Also singt! Kopf und Kragen verlieren war nie schöner. Wie sehr das letzte Hemd wärmt, steht ohnehin auf einem anderen Blatt. Beschreitet jetzt den Bypass in eurer Brust, und sprecht es aus, euer Sterbenswörtchen. Übt Verrat, denn bald schon gibt es überhaupt keine Geheimnisse mehr.

7 Kommentare
  1. Freut mich, wenn ich helfen kann! Nehmen Sie sich, was Ihnen nützlich ist.

    Das Feilen kenne ich, und das ständige Zurückkehren und Überdenken und Bearbeiten. Hut ab vor Ihrer Hemmungslosigkeit, ich nehme an, die ist eine schwierige Erwerbung. (Ich glaube nicht, daß eine Methode „bessere“ Texte hervorbringt; aber man kann so schwer aus seiner Haut.)

    Wenn Sie nichts gegen freilaufende Assoziationen haben, komme ich gern gelegentlich zum Kommentieren vorbei.

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    • Ja, zwischen so viel gebundener Rede darf auch mal ein Freimacher stehen, nicht? – Zumal das hier ein Blog und kein Poesiebändchen ist.

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      • Ein bestrickendes Medium, nicht? — (Mag ich ja sehr, was Sie hier machen; aber das hören Sie wahrscheinlich öfter.)

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        • Liebe L.,
          es ist Zeit zu antworten:

          Zuerst: Ich habe mich bei Ihnen bedient und die Werbung von wordpress nicht unkommentiert gelassen. Danke. Auch Ihre FAQ sind sehr hilfreich und die Bereitschaft auf Fragen zu antworten erfreulich. Ich komme vielleicht darauf zurück.

          Weiterhin: Obiger Text ist ein Resultat der sublimen kommunizierenden Röhren mit maschinschreibprinzessin.worpress.com, der ich die Hemmungslosigkeit verdanke, etwas gerade erst verfasstes ins Netz zu stellen. Ich feile sonst eher lange an den Texten.

          Weiterhin: Ich schätze sehr, zu hören, es gefalle Ihnen sehr, was ich hier mache. Nein, so oft höre ich das nicht.

          Herzliche Grüße darum
          Björg

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